3. Fastensonntag 11. März 2007 Wir Heutige fragen auch oft nach einem Schuldigen für all das Unglück und Böse in unserer Welt. Nicht selten neigen wir dazu, Gott schuldig zu sprechen. „Wie kann Gott all das nur zulassen?“, so klagen wir Ihn an. Damals wurde die Schuld eher beim Menschen gesucht. Es muss etwas vorliegen, sonst wäre es nicht passiert. Aber auf dieses schlüpfrige Terrain begibt sich Jesus nicht. Natürlich stimmt es, dass Unglück oft nur die Konsequenz aus persönlichem oder allgemeinem Fehlverhalten ist. Beispiele aus unserer Zeit: Die sich abzeichnende demographische Katastrophe mit ihren unzähligen Folgeerscheinungen wird die Konsequenz sein aus dem Verhalten vieler in Bezug auf Verhütung von Kindern und Umgang mit dem vorgeburtlichen Leben. Massenhafte Vereinsamung von Menschen im Alter wird die Konsequenz sein aus massenhafter freiwilliger Kinderlosigkeit. Unzählige Zivilisationskrankheiten sind die Konsequenz ungesunder Lebensweise. Die sich anbahnende Klimakatastrophe wird die Konsequenz sein aus unserem rücksichtslosen Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen. Man kann diese Liste beliebig verlängern. Aber so richtig all das ist, dass nämlich aus schwerem Fehlverhalten irgendwann auch schweres Unglück erwächst – man kann und darf daraus nicht den Umkehrschluss ziehen: Wo Unglück vorliegt, muss daher auch schweres Fehlverhalten vorausgegangen sein. Allerdings: Jesus spricht all diese Menschen nicht einfach frei von Schuld, denn Er sagt: „Meint ihr, dass nur diese Galiläer Sünder waren?“ Und Er setzt sogar noch eine Schlagzeile drauf: „Diese achtzehn, die vermutlich durch Grabungsarbeiten beim Bau einer Wasserleitung unter einem Turm begraben wurden – meint ihr, nur sie hätten Schuld auf sich geladen?“ Was Jesus hier sagt, ist: Ihr sollt nicht auf die anderen schauen und über deren Sünden spekulieren. Nein, schaut auf euch selbst. Schaut auf eure eigene Schuld und Umkehrbedürftigkeit. Fragt nicht: Wie hat das denen nur passieren können? Sondern fragt: Warum ist es mir nicht passiert? Ich hätte genauso gut unter den Opfern sein können. Wärst du dann bereit gewesen, vor Gott zu erscheinen mit diesem deinem Leben? Versteh also solche Ereignisse als Mahnung an dich selbst, als Chance zu Besinnung und Umkehr, damit du nicht genauso umkommst. In Hochbrück feiern wir morgen das Patrozinium der heiligen Franziska Romana. Leicht könnte man auf die Idee kommen, die Heiligen seien so gut und so perfekt, dass sie Umkehr gar nicht mehr nötig hätten und sie dieses Evangelium daher auch gar nichts mehr anginge. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Gerade dass sie nicht gesagt haben: Umkehr brauchen im Wesentlichen die anderen – wie indirekt die Leute im heutigen Evangelium, - sondern dass sie tagtäglich ernst gemacht haben mit ihrer persönlichen Umkehr, das hat sie zu Heiligenwerden lassen. So und nicht anders sind sie immer mehr Mensch, immer mehr Christ geworden. Und zwar nicht, weil sie an einen Gott glaubten, der sie mit seinen Geboten disziplinieren wollte, sondern weil sie ihr Leben als eine immer tiefere Antwort auf Seine unerschöpfliche Liebe verstanden. Weil sie sich nicht selbstzufrieden zurücklehnten in der Meinung: Ich bin so wie ich bin schon okay, hat Gott aus ihnen herausholen können, was als Möglichkeit in uns allen liegt und was die heilige Schrift einfach Heiligkeit nennt. „Kehrt um und bringt Früchte der Umkehr, damit ihr nicht umkommt und verderbt, damit euer Menschsein und Getauftsein nicht verdirbt – das ist die Botschaft des heutigen Evangeliums an uns alle. |