Predigt vom 20. April 2003

St. Severin Garching

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Prediger:
Pfarrer Bodo Windolf


Thema: 
Die Symbole der Auferstehungsliturgie: Licht, Wasser und das Halleluja.
Predigttext

St. Severin Garching
Osternacht 20. April 2003
Les: Gen 1,1-2,2; Gen 22,1-18; Ex 14,15-15,1; Jes 55,1-11; Ez 36,16-17-28; Röm 6,3-11;
Ev: Mk 16,1-7

Die Symbole der Auferstehungsliturgie: Licht, Wasser und das Halleluja.

Was wir in dieser Nacht feiern, das Geheimnis der Osternacht, versucht die Kirche in ihrer Sprache auszudrücken, in der Sprache der Symbole. Vor allem drei große Symbole sind es, die diese Auferstehungsliturgie beherrschen: das Licht, das Wasser und das jubelnde Halleluja.

Beginnen wir mit dem Licht. Licht gehört zu den Ursymbolen der Menschheit. Für Augustinus ist es fast noch mehr als nur ein Bild für Gott. Es ist für ihn ein ganz unmittelbarer Abglanz der Schönheit und Herrlichkeit Gottes, lässt uns am meisten ahnen, wer der ist, der in unzugänglichem Licht wohnt. Gott ist Licht, und Christus ist das Licht der Welt; Licht der Welt im Kampf mit der Finsternis der Welt. Denn in der Dramaturgie der Osternachtsliturgie tritt neben die Symbolik des Lichtes die Symbolik der Nacht. Zwei Welten prallen im Kampf aufeinander: die Finsternisse der Erde und das Licht des Himmels. Die Finsternis in der großen dunklen Kirche – sie scheint übermächtig. Wie sollte eine kleine Flamme sie besiegen? Die Finsternisse der Erde: die Berge von Schuld, die Berge von Leid, der alles auslöschende Tod – sie scheinen übermächtig. Wie sollte dieser kaum dreißig Jahre alt gewordene Mensch Jesus Christus, dieser Ohnmächtige, der sich wehrlos den finsteren Machenschaften der Menschen auslieferte, etwas verändert haben an der Nacht der Welt?

Doch zum Wunder des Lichtes gehört es, dass es schon als kleine Flamme die scheinbare Übermacht der Dunkelheit bis in den letzten Winkel eines Raumes hinein durchdringt. Die Stärke der kleinen Flamme der Osterkerze ist das so sprechende Sinnbild für die Stärke Gottes inmitten der Ohnmacht Jesu am Kreuz, weil hier alles Licht, und das heißt, restlos Liebe ist, Licht und Liebe inmitten restloser Dunkelheit, aber sie besiegend im reinen Licht der Auferstehung.

Christ sein, Getauft sein und Getauft werden aber heißt, Licht von diesem Licht zu werden. "Ich bin das Licht der Welt" und "Ihr seid das Licht der Welt" – beide Aussprüche Jesu gelten und werden sinnbildlich in der Osternacht vollzogen im Entzünden unserer kleinen Osterkerzen am Licht der großen Osterkerze. Licht von seinem Licht sein, brennendes Herz von seinem Herzen her sein füreinander, für die Welt, inmitten von Dunkelheit und dem Wahnsinn menschlicher Bosheit – das ist christliche Berufung, das ist Auferstehung schon in dieser Welt.

Das zweite große Symbol dieser Nacht ist das Wasser, ebenso ein Ursymbol der Menschheit, Wasser reinigt, schenkt Leben, löscht menschlichen Durst. Doch nicht um irgendein Wasser geht es in der Osterliturgie. Im Hintergrund steht das geheimnisvolle Wort aus dem Johannesevangelium: Da der Soldat Jesu Seite mit dem Speer durchstieß, flossen Blut und Wasser heraus. Es ist das Herz Gottes selbst, das hier zur strömenden Quelle wird. Das bis auf den Grund durchbohrte, von der Finsternis zerrissene Herz, das sich selbst ganz gibt, ganz verströmt, ohne etwas für sich zurückzubehalten, Quelle einer reinen Hingabe, einer Liebe, die nicht mehr geben kann, weil sie alles gegeben hat: nämlich sich selbst, sich – Gott.

Das Wasser der Taufe ist gar nichts anderes als jenes Wasser aus dem Herzen des hingegebenen Herrn, das sich gleichsam in die Wüste unserer Welt ergießt; das in der Taufe über uns ausgegossen wird, damit Seine Liebe auch in uns sei, damit wir getränkt und erfüllt würden von seiner Liebe und damit so unser Herz aus Stein verwandelt werde in ein Herz aus Fleisch, wie es in der Lesung aus dem Buch Ezechiel hieß; in ein Herz, in dem Gott sein eigenes Herz wieder zu erkennen vermag.

Licht und Wasser, Ursymbole der Menschheit, die in dieser Feier nicht mehr nur Elemente der Erde sind, sondern Realsymbole für Gottes Wirken in unsere Welt hinein, in unser Leben, in unsere Herzen hinein. Der Ostersieg Jesu über die Nacht der Welt ist schon Wirklichkeit. An uns liegt es, ob wir uns ergreifen lassen vom Licht seiner Liebe und vom strömenden Wasserquell seines Herzens, das die Reinigung von Schuld, die Löschung unseres Lebensdurstes und einst das ewige, alles Dunkel überwindende ewige Leben schenkt.

Wer das glaubt und daraus lebt, kann gar nicht anders als in ein jubelndes, freuderfülltes Halleluja einstimmen.

Pfr. Bodo Windolf

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