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Prediger:
Priesteramtskandidat
Wernher Bien
Thema: "Faschingspredigt"
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Faschingspredigt
Liebe
Schwestern und Brüder, es ist wieder soweit:
ringsherum ist Faschingszeit,
da wird sich kostümiert und Feier gemacht,
werden Reden geschwungen und kräftig gelacht.
Überall machen Narren sich breit,
es herrscht Jubel, Trubel, Heiterkeit.
Überall Frohsinn, es jubeln die Leute:
So ein Tag, so wunderschön wie heute.
Ja,
und jetzt mache ich mit der Predigt weiter: ungereimt und ernsthaft.
Ist es nicht so, daß uns die Kirche oft als der große Spaßverderber
erscheint?
Fasching ist ja ein vorchristliches Fest: Die Menschen freuen sich und feiern,
daß der kalte Winter endlich zu Ende geht und der Frühling neues Leben
bringt.
Und was hat das Christentum zu bieten? Die Fastenzeit, die dem ganzen Spaß ein
Ende macht.
An Jesus kann es nicht liegen: Er war kein Spaßverderber. Er hat es geliebt,
auf Hochzeiten zu gehen und sich zum Essen einladen zu lassen.
Erlauben Sie mir, da jetzt
Fasching ist, Ihnen einen Witz zu erzählen:
Einem Bauer springt der Traktor nicht an, und er flucht und schimpft was das
Zeug hält. Da kommt der Pfarrer vorbei und ermahnt ihn: Du sollst doch nicht
fluchen! Bete lieber: „Jesus und Maria, helft mir!“ Der Bauer tut, was ihm
der Pfarrer sagt, betet „Jesus und Maria, helft mir“. Dann dreht er den Zündschlüssel
um, und der Traktor springt an. Darauf ruft der Pfarrer: „Ja Kreuzsakra!
Funktioniert das tatsächlich!“
Vielleicht geht es uns auch
manchmal so wie diesem Pfarrer, daß wir garnicht glauben wollen, wieviel uns
Gott und der Glaube helfen kann – vielleicht nicht unbedingt so, daß der
Traktor einfach anspringt und alle Probleme sich von selbst lösen – für mich
ist Gott eher wie die Sonne, die mir Wärme und Geborgenheit schenkt, und die
mich klar sehen läßt und mir die Kraft gibt, die Probleme anzupacken. Jesus
sagt ja von sich einmal: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt,
wandelt nicht in der Finsternis.“
Und
im heutigen Evangelium sagt Jesus zu uns: „Ihr seid das Licht der Welt.“
Ich muß sagen, wenn ich solche Aussagen höre, dann geht es mir wie wenn ich
direkt in die Sonne schaue: Es ist mir zu hell, und dann schaue ich wieder weg.
Ich soll das Licht der Welt sein? Ich bin schon froh, wenn ich mit meinen
eigenen Sorgen einigermaßen über die Runden komme und dann vielleicht noch
einigen Menschen in meinem Umkreis ein wenig helfen kann. Aber Licht für die
Welt sein?
Was waren das eigentlich für
Menschen, die Jünger, zu denen Jesus damals gesagt hat: „Ihr seid das Licht
der Welt“?
Jakobus und Johannes, die für sich die ersten Plätze reservieren wollten,
Petrus, der Jesus verleugnet hat, Thomas, der gar nicht an die Auferstehung
glauben wollte – nicht gerade die religiöse und moralische Elite der
damaligen Zeit!
Und doch hat Jesus recht behalten: Diese Jünger haben das Evangelium in der
ganzen Welt verbreitet und sind dadurch zum Licht der Welt geworden.
Ich denke, das Beste und
Wichtigste, was die Jünger getan haben war, daß sie bei Jesus geblieben sind,
daß sie beim Licht geblieben sind auf die Gefahr hin, sich zu verbrennen.
Für viele Menschen wurde es ja unerträglich, was Jesus sagte, und sie zogen
sich von ihm zurück. Auch Petrus war völlig überfordert von der Botschaft
Jesu, aber er sagte zu ihm: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte
ewigen Lebens.“
Wenn wir es aushalten in der Nähe des Lichtes, dann werden wir selbst
immer mehr zum Licht. Es geht zunächst garnicht darum, große Vorbilder ohne
Schwächen und Fehler zu sein. Der große Apostel Paulus sagt von sich: „Ich
kam zu euch in Schwäche und in Furcht, zitternd und bebend.“
Es geht eher darum, nicht wegzulaufen, auszuharren bei Gott, bei mir selbst und
bei meinen Mitmenschen – das ist schwer genug!
Das kann für uns die Einladung der Fastenzeit sein: Nicht die Freude in uns
abzutöten, sondern im Gegenteil, bei Jesus verweilen, und uns von ihm Kraft und
Lebensfreude schenken zu lassen, uns bewußt Zeit nehmen, zu beten und in der
Bibel zu lesen und dann zu versuchen, das was wir da erfahren im Alltag
umzusetzen:
Nehmen wir uns Zeit, bei Jesus zu verweilen, damit wir immer mehr das werden,
was wir in seinen Augen schon sind: Das Licht der Welt.
Wernher Bien
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