Jes 2,1-5: Am Ende der Tage wird es geschehen Mt 24, 37-44: Seid also wachsam! Denn ihr wißt nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Advent: stimmungsvoll Liebe Schwestern und Brüder, es
ist wieder Advent! Sehnsucht nach einer heilen Welt Ich glaube, was die Adventszeit für uns so
wertvoll macht, ist, dass sie uns etwas von unseren großen und tiefen Sehnsüchten
erfahren läßt. Die Welt wird nicht heiler Wird unsere Sehnsucht nach einer heilen Welt
Erfüllung finden? Worauf können wir also unsere Hoffnung auf eine heile Welt gründen? Evangelium: Das Heil kommt von Gott Eine Antwort auf diese Frage kann uns das heutige
Evangelium geben. Jesus selbst scheint ja gar nicht damit zu rechnen, daß die
Welt immer besser, immer heiler wird, bis sie irgendwann so gut ist, daß sie
sozusagen von selbst in das Reich Gottes übergeht. Dann wird
von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen Unser Heil, unsere Erlösung ist eben nicht ein allgemeiner Zustand der Welt, der sich immer mehr verbessern soll, und zur Zeit leider anscheinend verschlechtert. Nein, unser Heil ist eine Person: Jesus Christus, der Heiland, der auf uns zukommt, der wiederkommen und die Welt erlösen wird am Ende der Tage. Die frühen Christen haben damit gerechnet, daß das Ende der Welt sehr bald eintreten würde. Sie haben sich damit zwar faktisch geirrt, denn nun sind schon zweitausend Jahre seit Jesus vergangen und die Welt steht immer noch. Aber sie hatten die richtige Glaubenshaltung: Sie haben sich bemüht, immer bereit zu sein für die Wiederkunft Christi. Und wenn jemand so bereit ist, Jesus zu empfangen, dann kann Jesus auch bei diesem Menschen ankommen. ·
Da lebte etwa im dritten Jahrhundert ein junger Mann, Antonius, der ließ sich ansprechen von Jesu Wort: An diesem Mann erfüllte sich Jesu Wort: · Daß Gott auf mich zutritt, habe ich selbst auch in meinem Leben erfahren. Nach dem Theologiestudium wollte ich mir erst noch einmal gewissermaßen aus der Distanz überlegen, ob ich wirklich Priester werden will und habe ein Zweitstudium in Informatik begonnen. Irgendwann ist mir dann plötzlich klar geworden, daß Gott mir viel näher ist, als ich gedacht hätte, daß ich ihn nicht so einfach auf Distanz halten darf. Da habe ich dann mein Zweitstudium abgebrochen und bin für ein intensives religiöses Jahr auf die Philippinen gefahren – und dort habe ich meine Berufung wiedergefunden. Gott empfangen im Glauben Wie können wir nun in dieser Adventszeit Gott empfangen, ihn bei uns ankommen lassen? – Es ist ja nicht der Normalfall, daß jemand alles verläßt und irgend woanders hingeht. Ich denke, die wichtigste Weise, wie Gott bei uns ankommt, ist der Glaube. Schon die frühen Kirchenväter haben gewußt, daß Glaube nicht etwas ist, was wir selbst hervorbringen können. Glauben, einen festen Stand in Gott haben, das können wir nur, weil Gott selbst in uns ist. Damit ist der Glaube die Weise, wie Gott in uns wohnt. Ich denke, wir können gar nicht genug wertschätzen, was für ein unschätzbar wertvolles Geschenk unser Glaube ist. Glaube ist eben nicht eine defizitäre Form des Wissens, sondern im Glauben ragen wir hinein in das Wesen Gottes, haben Anteil am göttlichen Leben. Der Glaube ist eine Kraft, die uns unsere irdische Beschränktheit durchbrechen läßt: · Der Einsame spürt: Ich bin nicht allein, dann Gott ist bei mir. · Der Versager erfährt: Gott vertraut auf mich – sonst hätte er mich ja nicht erschaffen. · Im Glauben empfangen wir die Eucharistie nicht als ein Stück Brot, sondern als das, wozu sie Gott macht: Seinen Leib, durch den er uns mit sich verbindet. Jesus sagt: Wer glaubt, hat ewiges Leben! Glauben nähren durch Glaubensakte Der Glaube ist so ein kostbares Geschenk, daß wir uns um jeden Preis bemühen sollen, ihn zu schützen und zu nähren – so wie eine Mutter ihr neugeborenes Kind schützt und nährt. Dies können wir tun, indem wir Werke des Glaubens tun: · Wenn ich mit jemand überhaupt nicht zurechtkomme, kann ich mir immer wieder vorsagen, daß auch dieser Mensch ein Kind Gottes ist und dann hartnäckig suchen, bis ich gute Seiten an ihm finde und ihn wertschätzen kann. · Wenn ich Geschenke besorge, kann ich dies tun, um dem anderen eine echte Freude zu machen und ihn somit teilhaben zu lassen an meiner Freude darüber, daß Gott sich mir schenkt. · Überhaupt kann ich die ganze adventliche Betriebsamkeit, Gestecke basteln und Plätzchen backen als Vorbereitung auf das Kommen Jesu betreiben: Ich richte alles schön her, weil ich einen lieben Gast erwarte. Wenn ich so den Glauben nähre, wenn ich mich bereithalte für das Kommen Jesu, dann kann er auch in meinem Leben ankommen. Und dann wächst in mir die Gewißheit, daß nicht diejenigen recht haben, die beklagen, daß die Welt immer kälter wird, daß die Vision des Propheten Jesaja nicht bloß ein frommer Wunsch ist, sondern der Plan, den Gott mit unserer Welt durchführen wird: Am Ende der
Zeiten wird es geschehen: Der Berg
mit dem Haus des Herrn wird fest gegründet stehen als höchster der Berge. Und alle Völker
werden zu ihm strömen. Amen.
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