Fronleichnam 2001 (zu 1 Kor 11,23-26) Sonntag
für Sonntag, ja Tag für Tag erklingen die Worte Jesu aus dem Abendmahlssaal,
wie wir sie vorhin auch in der Lesung gehört haben, in unseren
Eucharistiefeiern: „Nehmt und esst. Das ist mein Leib...; nehmt und trinkt,
das ist mein Blut.“ Doch
die Frage, die sich hinter diesen Vorgängen verbirgt, bleibt: Was meinte Jesus
eigentlich wirklich, als er über dem Brot sagte: „Das ist mein Leib“; und über dem Wein: „Das ist mein Blut.“? Das erste und wichtigste ist: Mit „Leib“ ist hier selbstverständlich nicht nur ein Teil des Menschen bzw. Jesu gemeint, nämlich der materiell-körperliche im Unterschied zu Seele und Geist. In diese Dreiheit teilte die griechische Philosophie den Menschen auf. Nach biblischer Sprechweise meint Leib immer die ganze Person. Leib meint, anders ausgedrückt, den ganzen Menschen, insofern sich ja all unser Denken, Reden, Tun, Freuen, Erleiden, kurz: unser ganzes menschliches Leben eben in einem Leib vollzieht. Wenn
Jesus daher sagt: Das ist mein Leib für
euch, dann sagt er mit anderen Worten: Ich vermag das Wunder zu wirken, dass ich
euch unter dem Zeichen des Brotes meine ganze gott-menschliche, personale
Gegenwart schenke. Die
Wandlung geschieht daher natürlich
nicht auf der physikalischen, chemisch untersuchbaren Ebene. Auf dieser bleibt
die Brotgestalt erhalten. Sie geschieht auf der den Sinnen entzogenen und nur
dem Glauben zugänglichen Ebene der Wesensverwandlung.
Hier verfügt Christus sich und sein auf Erden gelebtes Leben so in diese
Brotgestalt hinein; Er erfüllt dieses materielle Substrat so mit seiner
Gegenwart, dass Er mit Recht sagen kann. „Das ist mein Leib.“ D.h: Das
bin ich. Mag es für Ungläubige Torheit sein. Der Gläubige glaubt: das
Bei-uns-sein-Wollen Jesu Christi vermag dies. Ja,
es kann, es fügt etwas hinzu, nämlich den - Tod,
Seinen Tod. Für
den Juden ist Blut der Sitz des Lebens. Und daher steht es als vergossenes Blut
für den gewaltsamen Tod; hier für das Ereignis
des Schmachtodes Jesu am Kreuz. Das Blut bezeichnet daher auch nicht eine
andere Weise der Gegenwart Jesu, so als sei hier nur sein Blut gegenwärtig; das
wäre absurd. So wie im Brot ist Er auch im Wein ganz als Er selbst personal
anwesend. Wohl aber bedeutet es ein weiteres Zeichen dafür, dass uns in der
Eucharistie auch die Gegenwart des Todes Jesu,
seines Todes für uns und zur Vergebung unserer Sünden, geschenkt ist. (Das ist
auch der Grund, warum zu jedem Altar ein Kreuz gehört, um dies zu
versinnbildlichen.) Und daher ist es durchaus bedauerlich, dass die Gläubigen
in der katholischen Liturgie - übrigens erst seit dem 12. Jahrhundert - die
Gegenwart Jesu nur unter einer Gestalt,
nämlich der des Brotes, empfangen. Dies ist zwar nicht eine Verkürzung eben
dieser seiner Gegenwart. Diesbezüglich gibt es natürlich kein Mehr oder
Weniger. Wohl aber ist es eine Verkürzung der Zeichen, unter denen er uns seine
Gegenwart als Lebend-gestorben-Auferstandener gewähren will. Und daher möchte
ich zukünftig an jedem Donnerstag, dem Einsetzungstag der Eucharistie, denen,
die möchten, die heilige Kommunion unter beiden Gestalten reichen. Pfarrer Bodo Windolf |