Predigt vom 31. Dez 2000 (Silvester)

St. Severin Garching

[Zurück zu Predigten/Sakramente] 
Predigerin:
Pastoralreferentin Dr. Elfriede Munk

Thema: 
Habt Vertrauen auf die Liebe Gottes
Predigttext

Die Geschichte der Menschwerdung Gottes beginnt nicht zufällig in Betlehem - und nicht in Jerusalem:
Betlehem
ist ein Ort, wo Gott zuerst den Hirten geoffenbart wird: ein Ort, wo Menschen unter unmenschlichen Zuständen leiden; wo Menschen Hunger und Durst haben nach dem Frieden Gottes; wo Menschen frieren, kein Licht mehr sehen, ausgesetzt und heimatlos sind.
Demgegenüber ist Jerusalem der Ort, wo die Satten, die Mächtigen, die Wohlsituierten leben; wo Menschen nichts erwarten, sondern Veränderungen fürchten; wo alles so bleiben soll wie es ist; wo Menschen den Blick abwenden von ihrer eigenen Sehnsucht nach dem Himmel und nach Leben; wo Menschen sich über andere erheben und versuchen, sich hier bequem einzurichten und gut zu funktionieren; wo Menschen ihre Angst betäuben und sich ständig um sich selber drehen.
Jerusalem - das ist ein Ort, wo Menschen von der Furcht als grundlegendem Lebensgefühl geprägt sind: der Furcht vor Gott, der Furcht vor dem Jüngsten Gericht und von der Furcht davor, am Ende als Verlierer dazustehen. Natürlich hat dieser Gott für die Menschen auch eine liebevolle Seite, aber er ist sehr ambivalent: er ist der liebende und der strafende Gott zugleich.

Die Botschaft an die Hirten in Betlehem lautete: „Fürchtet euch nicht! Ich verkünde euch eine große Freude: heute ist euch der Retter geboren!“ Sie bezeichnet die grosse Wende, die dann durch die Verkündigung Jesu eintritt: wir brauchen Gott nicht mehr zu fürchten, Gott hat gar keine furchtbare Seite - er ist ein liebender Gott.
Der erste Johannesbrief, aus dem wir eben gehört haben, wird nicht müde, das in vielen Wendungen und Bildern zu betonen: Gott ist die Liebe - und nichts sonst.

Betlehem – das ist ein Ort, wo Menschen von einem ganz anderen Lebensgefühl geprägt sind: sie vertrauen sich dieser Liebe Gottes zu uns Menschen an, einer Liebe, die grund-los in einem doppelten Sinne ist: Für diese Liebe gibt es keine Begründung: Gott liebt uns nicht weil..., sondern: Gott liebt uns. Punkt. Diese Liebe können wir uns nicht verdienen, sie ist uns geschenkt. Und zum anderen: Diese Liebe hat keinen Grund, d.h. wir können sie nie ausschöpfen, sie ist nie zu Ende.

Aber: Vertrauen auf diese Liebe, uns von Gott lieben lassen – das fällt uns Menschen sehr schwer. Denn es kann Angst machen, die Sicherheit, den Boden unter den Füßen von einem anderen zu erwarten und selbst nichts dazu zu tun. Es scheint viel mehr Sicherheit zu bieten, wenn ich mich auf meine Leistung verlasse, auf mein Halten der Gebote und Ordnungen. Das ist sicher auch eine Lebensmöglichkeit; sie wird von den meisten heute gelebt, die sich noch in der Kirche engagieren oder überhaupt noch in die Kirche gehen. Aber: es geht dabei so unendlich viel an Leben verloren!! Es bleibt so vieles ungelebt, was so erfüllend sein könnte. Und je länger ich das miterlebe, desto tiefer berührt es mich.

 Die Hirten waren kindlich - vertrauend genug, um den Stern zu sehen, den Engel zu hören – und sie haben Gott gelobt und gepriesen, weil alles tatsächlich so war, wie er es ihnen gesagt hatte. Sie haben - wie Maria - der Botschaft des Engels, der Botschaft Gottes geglaubt, sich auf ihn verlassen. Der Himmel öffnete sich für die Menschen - und nur die Hirten hatten Augen, das zu sehen.

In Betlehem hat die Liebesgeschichte Gottes mit uns Menschen unwiderruflich begonnen - das macht Mut für das neue Jahr


Mit dem Schritt ins neue Jahr dürfen wir auch den nächsten Schritt tun auf die Liebe Gottes zu, den nächsten Schritt in dieser Liebesgeschichte, umfangen von der Liebe, aus der wir niemals herausfallen können und die stärker ist als alles in der Welt. Amen.

Dr. Elfriede Munk, Garching, St. Severin

Seitenanfang
© copyright    2001    WebMaster: Herbert Bauernfeind   bauernfe@t-online.de